Wie unterscheidet sich ein gut laufendes Start-up von einem Scale-up? Per definitionem handelt es sich bei Letzterem um ein sehr erfolgreiches Start-up, das extrem schnell wächst und noch weiteres Wachstumspotenzial aufweisen kann. Jährlich werden Schweizer Entrepreneure auf ihr “Next Unicorn”-Potenzial hin untersucht, bewertet und auf Ranking-Listen platziert – wie beispielsweise auf die der TOP 100 Swiss Startups. Wer es hier in die Auflistung schafft, hat auf jeden Fall im bisherigen unternehmerischen Werdegang schon so einiges richtig gemacht. Denn laut einer Studie der Frankfurter Goethe-Universität gelingt lediglich 4 Prozent der gegründeten Firmen der Sprung ins Scale-Up-Dasein.
Die richtige Mischung aus Risiko, Fleiss und Finanzierung
In diesem Jahr werden in der Schweiz gleich vier Unternehmen als nächstmögliche Einhörner (mit einer zukünftigen Bewertung von 1 Mrd. US-Dollar) gehandelt. Darunter auch die SaaS-Company Beekeeper aus Zürich. Was einst als Dating-App für Studenten begann, ist nach drei Pivots und einige Zeit später ein führendes, in rund 30 Ländern international tätiges Software-Unternehmen im Bereich der digitalen, internen Mitarbeiterkommunikation. Doch wie konnte das gelingen? Herzblut, Know-how und ein sehr gesunder “risk appetite”, wie Beekeeper-Mitgründer Flavio Pfaffhauser es beschreibt, konnten allein nicht zu solch einer steilen Wachstumskurve im Business führen. Es waren vor allem die Investments von aussen. Durch das neue Kapital legte der Umsatz allein zwischen den Jahren 2014 bis 2017 um rund 90 Prozent zu. Nach jeder Finanzierungsrunde verdoppelte sich die Mitarbeiterzahl, vergrösserten sich die Kundenanfragen. Und damit wuchsen auch zeitgleich die enormen Anforderungen ans Gründerteam. Stichwort: People Management – bei gefühlt “von jetzt auf gleich” 200 Mitarbeitern.
“Unser erster Seed-Invest in Höhe von 1,6 Mio. CHF war ein wahrer Game-Changer-Moment”, erinnert sich Flavio. Plötzlich war ein ganz anderes fokussiertes Arbeiten möglich. Mit dem Smart Money der Investoren konnten in kürzester Zeit grosse Fortschritte in der Produktweiterentwicklung und der Markterschliessung erzielt werden. Das wiederum überzeugte weitere Venture Capitalists vom Geschäftsmodell und die Seed-Runden erhöhten sich von Mal zu Mal. 2019 erhielt Beekeeper 45 Mio. Dollar – eine beachtliche Summe, mit der das bisherige Wachstum in Europa und den USA noch stärker angekurbelt werden konnte.
Seit der Gründung von Beekeeper ist ein Gesamtkapital von rund 90 Mio. Dollar in die Firma geflossen. Es sind vor allem amerikanische Investoren an Bord. Denn auch wenn sich in den vergangenen Jahren bei den Schweizer Unternehmen in punkto Kapitalgeberschaft etwas getan hat und die Gründerszene hierzulande an Bedeutung gewinnt, so waren es zu Beekeepers Anfangszeiten doch vorwiegend internationale VCs, die als erstes investierten.
Mit dem Business Growth muss auch die eigene Persönlichkeit wachsen
Und wie sieht der nächste Meilenstein aus? Bis 2024 wird der Break-Even-Point anvisiert und bei gleichbleibendem Headcount sollen noch mehr Kunden angesprochen und interne Prozesse optimiert werden. Ganz persönlich hofft Flavio ausserdem, zukünftig besser mit Stress- und Wachstumsphasen umgehen zu können und den so wichtigen Blick für Innovationen zu vertiefen.
Seinen angestrebten “Personal Growth” geht er übrigens mit gleichgesinnten Führungskräften an: Er ist Mitglied in der Entrepreneurs’ Organization, ein Unternehmernetzwerk, das seinesgleichen sucht. Trotzdem sind Geschäftsthemen zweit- oder gar drittrangig. Es geht vielmehr grundsätzlich um einen persönlichen Erfahrungsaustausch, von dem jedes Mitglied profitieren kann. Und Flavio schätzt vor allem die vertrauensvolle Verbindung zu den anderen in seiner Gruppe, denen es ebenfalls um die eigene Weiterentwicklung und ums stetige Lernen geht. Über konkrete Business-Zahlen und SaaS-Systeme kann er auch sehr gut mit seinem Beekeeper-Team und den Investoren sprechen. Bei EO hingegen stehen die persönlichen Herausforderungen und die nächsten Schritte im Leben im Fokus. Und das, was Flavio bei den regelmässigen Treffen selber an Input hineinsteckt, bekommt er von den Membern an Erkenntnissen und Impulsen mehrfach zurück – ein rundum lohnendes, unbezahlbares Investment.